Dezember Anruf

Mary-Rose Kolkman, Gründerin der Stiftung 5 Speziale Minuten

Gründerin Mary-Rose über ihren Anruf.

Der folgende Aufruf wurde Anfang Dezember 2006 über einen Mary-Rose-Blog zum ersten Mal digitalisiert und dann ins Englische übersetzt und hat einen erstaunlichen Effekt erzielt!

Es wurde massenhaft geteilt und das beeindruckendste Ergebnis wurde deutlich, als unter anderem ein australischer Polizeibeamter sie anrief, um seine Unterstützung zu zeigen.

Viele Leute konnten sich im Anruf bewegen.

Und so beginnt ein jährlicher weltweiter Aufruf, in unserer Stadt, auf unserer Straße oder in unserem Dorf wachsamer zu sein, wenn Kinder leiden.


ANRUF

Warme Atmosphäre im Dezember mit Keksen und Lichtern

Jedes Jahr erstaunt es mich immer wieder; die Stimmung im Monat Dezember und die Art und Weise, wie die Menschen mit einer sicheren Existenz darauf reagieren.

Für sie ist es wieder mal Weihnachten, wieder ein Jahreswechsel und wieder mal mit den besten Wünschen.

Eigentlich ganz normal, oder?

Ja, für Sie und mittlerweile auch für mich ist das sehr normal.

Mein Herz richtet sich in diesem Moment mehr an die Menschen, bei denen das einfach anders ist. Menschen, die die besten Wünsche sehr hart nötig haben, Menschen, die sich nicht sicher und geborgen fühlen können.

Sie denken an Menschen, die im hungrigen Afrika, Tsunami Schlachtopfer und Gebiete mit Bürgerkriegen?

Ich nicht.

Ich denke an die zerbrechlichen Seelen, die in derselben Stadt leben.


Ich kenne sie nicht, aber ich weiß, dass es sie gibt. Ich weiß, dass es kleine Mädchen gibt, die dieses Jahr Weihnachten wieder enttäuscht werden. Nicht der Geschenke wegen, aber wegen der unerfüllten Rettungswünsche.

Und schlimm genug, dieser “Club” breitet sich stets weiter aus …
Kleine Jungen, die nicht wissen, dass jemand sie versteht, dass es mehr von ihnen gibt … schlimm genug!


Wachsende Kinder, gemütlich und flüsternd am Weihnachtsbaum

Ich denke an…

… die zerbrechlichen Seelen, die auch nach den Feiertagen wieder die Schlachtopfer sind von den Gelüsten ihrer Täter, die Forderung nach Macht Übertragen in Form von krankhafte Sexuellen Aktivitäten.

Vielleicht werden sie während der Feiertage in Ruhe gelassen, vielleicht auch nicht.

Ich denke an die Kinder von Alkohol – und Drogenabhängigen, “Hilfeleistende” der Familie. Die stille Kraft hinter einer Sturen Persönlichkeit oder einem
herausfordernden Lachen.

Niemand vermutet erwachsene Sichtweisen hinter dieser Kinderschnute.

Ich denke an die misslungene Kommunikation zwischen Erwachsenen, die für manche Kinder eine Packung Schlage versprechen; die Knochen Brüche, die blauen Flecken, und ein Herz voller Tränen.

Jedes Jahr realisiere ich, dass diese Kinder ganz in unserer Nähe sind.

Jedes Jahr realisiere ich, dass diese Kinder ganz in unserer Nähe sind. In einem Jahr habe ich so ein Schlachtopfer durch Vergewaltigung am 2ten Weihnachtstag unterstützt. Eine bedrückende Realität, die sich nicht ändert mit einem Weihnachts-baum, einer Weihnachtskarte oder einem Geschenk.

Einen Augenblick wird über so einen Schandfleck gesprochen. Einen Augenblick nur, damit es ja nicht ganz nah ins Gefühl geht.


Und danach?

Danach wird darüber geschwiegen. Als ob es dadurch ungeschehen wird? Was ich nicht weiß, interessiert mich auch nicht? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Schlachtopfer selbst nichts davon haben. Sie bekommen dadurch keine Hilfe, kein Verständnis, keine bessere Zukunft.

Und sie sollen sich aus der Misere rauskämpfen, alleine.

Und sie sollen sich hocharbeiten zu einer bewundernswerten Persönlichkeit, meistens allein.

Und sie sollen sich meistens alleine fühlen, mit anderen Menschen um sich herum.

Jedes Jahr freue ich mich auf die Coca Cola Reklame.


Weil dann fühl ich mich gleich mit dem Rest der Welt verbunden. Wir gucken alle zu und wir wissen, dass der Weinachtmann hinten auf dem LKW nur uns alleine zuzwinkert …


Jedes Jahr frage ich mich wieder, ob das kollektive Bewusstsein so stark sein kann, um etwas zu verändern.

Was wäre, wenn wir alle am Heiligabend von 23.55 – 00.00 Uhr einen positiven Gedanken zu den unbekannten Schlachtopfern schicken?

Großes Feuerwerk im Dezember

Was wäre, wenn wir das ohne viel Drumherum, in Ruhe und Stille zum Universum schicken?

Dann entsteht eine neue “Welle” über den Erdenball, denn durch die verschiedenen Zeitzonen ist es bei dir und mir dadurch nicht zu gleicher Zeit 23.55 Uhr.

Finden sich dann unsere Gedanken?

Bündeln sie sich mit all den anderen?

Formen sie dann eine gesteuerte Energie?

Eine sanfte Umarmung für ein Kind, das daran gerade eben genug hat um zu überleben?

Oder finde ich so viele Menschen auf meinem unbekannten Weg die mitmachen, damit so eine neue Art Feuerwerk entstehen kann? Wie ein sprühender Kontrast zu einem immer heller werdenden Himmel?

Und was wäre, wenn wir das am 31. Dezember noch mal wiederholen? Zusammen mit DER UHR auf dem Fernseher, auf Plätzen, in Bars, Hotels, Bahnhöfen …

Zusammen mit den Menschen, die es am Heiligabend vergessen haben ?


Womöglich wird es das schönste Geschenk, dass wir der Welt schenken können, ein Geschenk, dass nichts mehr kostet als vielleicht ein paar Tränen … unsere!


© Mary-Rose Kolkman & Andrea Scholand (www.andrea-scholand.de)

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